Heute stelle ich Euch denjenigen aus dem Baustellen-Team vor, der über meinen Rohbau den besten Überblick hat – schon berufsbedingt: Tilo Hofmann (54) arbeitet seit mehr als 27 Jahren als Kranfahrer für die STRABAG-Gruppe; sein Arbeitsplatz ist das Führerhaus von K2, in luftiger Höhe von rund 35 m über den ersten drei Baufeldern. Für ein kurzes Interview stellte er sich unseren Fragen.
Herr Hofmann, heißt es eigentlich Kranführer oder Kranfahrer?
In Bedienvorschriften, Anleitungen und Handbüchern ist vom Kranführer die Rede. Aber ich meine, Kranfahrer tut es auch.
Warum und wie sind Sie Kranfahrer geworden?
Anfang der 80er-Jahre hatte ich einen Bürojob. Eines Tages meinte ein Bauleiter, dass ich als junger Mann auf eine Baustelle gehörte. Dort habe ich die Ausbildung zum Kranführer gemacht, auf Montage relativ gutes Geld verdient, eine interessante Tätigkeit gehabt – und so bin dabei geblieben. In der Ausbildung wird die Praxis auf der Baustelle ergänzt durch theoretische Lehrgänge für jeden Krantyp (Portalkran, Autokran, Turmdrehkran etc.), die mit einer Prüfung enden. Nach meinem Umzug in den Raum Köln habe ich 1990 begonnen, als Kranführer auf einem Turmdrehkran bei der STRABAG zu arbeiten.
Wie lange dauert Ihr Aufstieg in die Kanzel/Führerhaus?
Das ist abhängig von der Höhe des Krans und natürlich auch von der individuellen Konstitution. Ich rechne ungefähr mit 5 Minuten für 25 m.
Kommen Sie zur Mittagspause runter oder bleiben Sie oben? Wie verpflegen Sie sich?
In der Regel fallen die Pausen der einzelnen Gewerke unterschiedlich aus – also bleibe ich meistens oben. Meine Verpflegung besteht aus etwas Obst, Tomaten oder Gurke und belegten Broten; dazu: Wasser. Für ein mittägliches Grillen an der Baustelle steige ich aber schon aus dem Führerhaus herunter.
Was machen Sie eigentlich, wenn Sie mal aufs Klo müssen?
Große Geschäfte machen den Abstieg nötig. Für alles andere hat jeder so seine Mittel. Ich habe Tüten dabei, die nehme ich abends wieder mit runter.
Kommen Sie im Hochsommer nicht mächtig ins Schwitzen oder ist die Kanzel klimatisiert?
Es gibt klimatisierte Krane. Ich habe aber noch keinen gehabt – also schwitzt man genauso wie die Jungs unten. Wichtiger ist, dass im Winter bei Frost die Heizung und das Gebläse funktionieren. Wenn die Scheiben beschlagen, kann man nicht mehr arbeiten.
Wie stehen Sie mit den Kollegen am Boden in Kontakt?
Bei unseren komplexen Baustellen ist die Verständigung über Funk unerlässlich. Es gibt aber auch festgelegte Handzeichen, die bei Sichtkontakt zur Anwendung kommen können.
Gibt es eine spezielle Kranfahrer-Sprache?
Abgesehen von dem Begriff „Führen“ (in manchen Teilen Deutschlands auch: „Hängen“) für „Haken runter“ ist eigentlich alles für jedermann verständlich. Also „Schwenken rechts / links“, „Laufkatze vor / zurück“ und „Haken / Last auf / führen“.
Ist es eigentlich einsam da oben?
Man ist oben zwar allein, hat aber in der Regel immer zu tun und dann gibt ja Kontakt über Funk und zur Not per Handy. Also eher nein, man ist nicht einsam.
Hören Sie Musik (welche)?
Bei mir läuft im Hintergrund das Radio, also höre ich die übliche Mainstream-Musik. Privat ist das natürlich auch bei mir anders. Da laufen die Klassiker der 70er- und 80er-Jahre, besonders gerne Pink Floyd. Und wenn mir danach ist, darf es auch mal Rammstein sein.
Was passiert bei Gewitter? Bei welcher Wetterlage wird abgebrochen?
Bei Gewitter muss der Kranbetrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, da die Krane mit ihrer exponierten Lage natürlich gute Ziele für Blitze sind. Das gleiche gilt auch für Sturmböen oder Stürme: Bei Windgeschwindigkeiten ab 75 km/h ist für unsere gängigen Krane Schluss.
Fällt Ihnen ein Kranfahrer-Witz ein?
Ehrlich gesagt … ich kenne keinen. Und wenn ich nachdenke, habe ich in meiner Laufbahn auch noch keinen gehört.