Heute wird’s hier thematisch ein bisschen schmutzig: Es geht um den Müll auf meiner Baustelle oder – besser gesagt – um dessen systematische Entsorgung. Das ist die Aufgabe und ein angestammtes Kerngeschäft der Firma ProSite GmbH aus Dorsten. Ob Glaswollreste von der Dämmung, Verpackungsfolie oder Gipskarton-Verschnitt: Seit dem Start meines Innenausbaus vor gut zwei Monaten organisiert und koordiniert ProSite Sammlung, Trennung und Abtransport sämtlicher anfallender Abfallarten. „Unser Ziel ist es, den Restmüll so weit wie möglich zu minimieren“, sagt Dirk Leminski, der hier vor Ort als Bauleiter des Unternehmens die Fäden in der Hand hält.
Dazu hat ProSite auf jeder Etage nahe des Bauaufzugs acht Rollcontainer aus Kunststoff mit 1100 l Fassungsvermögen aufgestellt und für die sortengerechte Trennung mit entsprechend bebilderten und in verschiedenen Sprachen beschrifteten Schildern versehen. Für Metall, Gips, Folie, Dämmung, Holz, Pappe, Bauschutt und Restmüll gibt es jeweils eigene Container, die von den Teams der Ausbau-Firmen selbst befüllt werden. Alle Gewerke seien verpflichtet, ihren eigenen Müll einzusammeln, so Dirk Leminski: „Die Arbeitsplätze sind werktäglich besenrein zu verlassen.“ Eine Vorgabe, die ProSite regelmäßig kontrolliert. Bei etwaigen Verstößen, gibt es zunächst eine informelle Mängelanzeige auf Papier, gewissermaßen also die „gelbe Karte“. Erst wenn diese Rüge nicht fruchtet, kommt es zu einer formellen Anzeige, über die auch mein ZÜBLIN-Projektleiter Andreas Iselborn informiert wird.
Als letztes Mittel drohen sogar Geldstrafen; dafür gibt es einen Bußgeldkatalog mit genau festgelegten Sätzen für gängige (Bau-)Ordnungsverstöße im ProSite-Regelwerk, dem sich jede an meinem Bau beteiligte Firma verpflichtet hat. Aber so weit sei es hier bei mir noch nicht gekommen, weiß Oberbauleiter Sebastian Kropp. Ohnehin seien Probleme mit der Entsorgungsdisziplin am Bau mittlerweile eher die Ausnahme. Schließlich biete die koordinierte Entsorgung auch Vorteile; niemand werde mehr durch den Müll anderer bei der Arbeit behindert. Folge, so Sebastian Kropp: „Die Akzeptanz dafür ist heute bei den meisten Unternehmen vorhanden.“
Die folgenden Schritte in der Entsorgungskette auf meiner Baustelle regelt ProSite in Eigenregie. Dazu nutzt das Unternehmen den Bauaufzug, der auch zur Materialversorgung dient, und hat an meiner Vorderseite, über eine Partnerfirma nahe der Parkplätze sieben 36 m³ große Metallcontainer aufstellen lassen. Ein eigens dafür abgestellter, gewerblicher Mitarbeiter kümmert sich täglich um die Kontrolle und Entleerung der Müllcontainer auf meinen Etagen. Sein Arbeitsgerät ist ein Teleskop-Gabelstapler mit hydraulischem Kippomat. Damit füllt er den gesammelten Abfall aus den Kunststoffcontainern von oben in die großen Metallcontainer, die wiederum von der ProSite-Partnerfirma bei Bedarf geleert werden. Bislang mussten lediglich Gipsmüll und Holzabfall zur weiteren Entsorgung abtransportiert werden.
Das kleine ProSite-Team um Dirk Leminski hat seinen Sitz in den zwei gestapelten Containern am Baustellen-Eingang. Von hier wird auch die Zugangskontrolle und die gesamte Transport- und Ladelogistik auf meiner Baustelle geregelt. Dazu erhalten alle neuen Ausbau-Partner von ProSite eine Einweisung in die Baustellen-Regeln und einen Benutzerzugang zu der webbasierten Plattform „ProJect“. Dort müssen sie Nachweise wie Gewerbeschein, SOKA-Bau und Handelsregisterauszug hochladen sowie sämtliches, hier bei mir eingesetztes Personal mit drei Tagen Vorlauf anmelden. Denn, so Dirk Leminski: „Jeder, der auf der Baustelle Zugang hat, braucht einen Ausweis.“ Die SIEGI.241-Ausweise werden schon im Vorfeld vorbereitet und müssen dann hier vor Ort nur noch durch ein Foto ergänzt werden.
Auch ihre Materialtransporte müssen die Firmen vorab im „ProJect“-Terminkalender anmelden – und zwar mit Angabe eines Ansprechpartners samt Telefonnummer, der bei der Entladung dabei sein muss, sowie weiteren Eckdaten von der Ladungsmenge über die Fahrzeuggröße bis hin zur voraussichtlichen Ladezeit, die Dirk Leminski dann mit seiner Erfahrung auf Plausibilität hin prüfen kann. Vor meinem Rohbau hat ProSite insgesamt drei feste (Ent-)Ladezonen definiert, die zusammen mit dem nötigen Zeitfenster und bei Bedarf auch dem Bauaufzug über den „ProJect“-Kalender gebucht werden können. Die jeweilige Auslastung der Ladebereiche wird dort für alle Bau-Beteiligten transparent und tagesaktuell widergespiegelt. Mit dieser straffen Ordnung verhindert ProSite Behinderungen und Lieferstaus auf meiner Baustelle – ein wichtiger Baustein dafür, dass mein Innenausbau nicht aus dem LEAN-Takt gerät.